Ein Mix kann harsch klingen, wenn zu viel Energie im Bereich von 1kHz und 10kHz entstanden ist. Dieser Frequenzbereich trägt wesentlich zur Präsenz bei. Wenn zu viele Instrumente in diesem Bereich verstärkt sind, kann es sein, dass der Mix einen regelrecht anbrüllt. Der Sound ist weniger warm und angenehm, stattdessen kühl und überladen. Oftmals verbindet man diesen Sound mit digitaler Kühle.
Wie erkenne ich, dass mein Mix zu harsch ist?
Tatsächlich ist es sehr entscheidend, in welcher Abhörsituation du dich befindest. Sind deine Abhörlautsprecher sehr ausgewogen und geben auch die tiefen Töne gut wieder, dann kann die Harshness schonmal durch tiefe Frequenzen kaschiert / maskiert werden. Da man aber heutzutage von verschiedenen Hörmedien ausgehen sollte, wie z.B. Handy, Kopfhörer oder generell kleine Lautsprecher ist es wichtig, dass auch dort dein Mix gut und angenehm klingt.
Um auf allen Systemen gut zu klingen, empfiehlt es sich, auf möglichst vielen Ziel-Geräten den Mix/Master zu checken. Speziell auf kleinen Lautsprechern muss es ausgewogen klingen, da meist viele oder sogar alle Bässe fehlen. Kontrolliere also die hohen Frequenzen statisch und dynamisch, zum Beispiel mit Hilfe eines EQ, so dass es auch auf euren Ohrstecker-Kopfhörern angenehm klingt. Sorge auch dafür, dass die Bässe nicht im Mix überhand nehmen und so den Rest maskieren.
Es gibt auch Tools, die kleine Lautsprecher in deiner DAW simulieren können. Wenn dein Mix dich unangenehm anbrüllt und überladen klingt, kann das Harshness sein.
Doch wie wird dein Mix zu harsch?
Oft kann die Klangquelle schon ihren Teil dazu beitragen oder das Equipment der Aufnahmekette an sich. Meist haben Anfänger mit geringem Budget den doppelten Nachteil, da sie den Klang oft noch nicht so gut einschätzen können und günstiges Equipment den Sound zusätzlich verschlechtern kann.
Aber auch beim Mixing tendieren viele dazu, den Bereich zwischen 1kHz und 10KHz für einzelne Instrumente und Stimmen zu verstärken, um mehr Präsenz zu erlangen. Was durchaus sinnvoll ist. Wenn dies allerdings bei zu vielen Spuren im ähnlichen Frequenzbereich gemacht wird, kommt es zu einem BUILD-UP aufgrund der Summierung der Anhebungen.
Daher gilt hier, Frequenzbereiche bewusst und ausgewogen zu verteilen. Nicht jeder kann in der ersten Reihe stehen. Eine präsente Gesangsstimme kann mit zu präsenten Gitarren konkurrieren, wenn der erhöhte Bereich ähnlich ist . Hier hilft es, mittels EQ die Gitarre im Frequenzspektrum des Gesangs etwas zurückzunehmen. Also dran denken: Wenn alles vorne ist, ist nichts vorne. Mit Kontrast gibt es Unterschiede. Im Einzelnen mag das gut klingen, aber in der Summe kann es zu Schmerzen in den Ohren führen. Dein Mix wird später immer in der Summe zu hören sein, keine einzelnen Spuren.
Jetzt weißt du, ob dein Mix zu harsch klingt und du hast auch schon ein paar Verbesserungen im Mix selbst vorgenommen, trotzdem ist der Sound nicht ganz ausgewogen?
Durch statisches EQing wird der Sound meist dumpf. Daher empfiehlt es sich, eine dynamische Dämpfung der harschen Frequenzen zu verwenden. Ein super Tool ist zum Beispiel bx_refinement mit statischer und dynamischer Dämpfung, was eine mächtige Kombination ist. Auch analoge Emulationen, wie zum Beispiel eine Bandmaschine können die Harshness reduzieren. Das klingt schonmal super, aber auch hier mit Köpfchen und Ohren anwenden:
Speziell beim Mastering sollte man es nicht übertreiben, da sich ansonsten schnell die Balance verschieben kann. Also immer A/B hören und entscheiden, ob ihr den Sound besser oder schlechter findet als vorher.